Dienstag, 26. August 2008

Israelitische Kultusgemeinde Konstanz, 24. August 2008:

Jüdisches Ritualbad (Mikwe) eingeweiht

Erstmals seit dem Mittelalter können Juden in Konstanz wieder ein speziell errichtetes Tauchbad für die rituelle Reinigung (Mikwe) nutzen. Im Beisein von Rabbiner Usi Teitelbaum, der die Konstanzer Israelitische Kultusgemeinde betreut, von Rabbiner Shlomo Shiff sowie Rabbiner Simche Krakovski, beide aus Israel, ist das Bad, das mit der Synagoge verbunden ist, am Sonntag, 24. August, feierlich eröffnet worden. Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle sprach, auch im Namen der Stadt Konstanz, ein Grußwort.

Das Bad ist nach dem Holocaust-Überlebenden Shimon Nissenbaum sel.A. benannt, der sich nach dem Krieg für den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Konstanz und den Erhalt jüdischer Friedhöfe sowie jüdischer Kulturdenkmäler in Polen eingesetzt hat. Seine Familie wählte dessen 7. Todestag zur Eröffnung des Bades. Sie und die Nissenbaum-Stiftung tragen die Baukosten.

Die Mikwe wurde nach strengsten religionsgesetzlichen Vorgaben errichtet. Um diese Vorschriften richtig zu befolgen, konnte Rabbiner Meir Posen, der international als einer der größten Spezialisten für den Bau von jüdischen Tauchbädern gilt, zur Beratung und Beaufsichtigung hinzugezogen werden. Bevor Rabbiner Posen in Konstanz Station machte, plante und beaufsichtigte er den Bau von Mikwaot unter anderem in Johannesburg, Shanghai, Peking, in Australien, Thailand, der Ukraine sowie in Südspanien, England und Paris.

Benjamin Nissenbaum, Erster Vorsitzender der Kultusgemeinde, blickte in seiner Eröffnungsansprache auf die Geschichte der Nachkriegsgemeinde zurück. Seinen Eltern Sonja und Shimon Nissenbaum sei es zu verdanken, dass sich in Konstanz wieder lebendiges jüdisches Leben entwickeln konnte. Nach dem von ihnen 1964 in die Wege geleiteten Bau einer privaten Synagoge und deren Erweiterung im Jahre 1999 habe schließlich nur noch eine Mikwe gefehlt. Seinem Vater sei es nicht vergönnt gewesen, ihre Fertigstellung zu erleben. 2000, ein Jahr vor Shimon Nissenbaums Tod, wurde mit dem ersten Spatenstich begonnen, aber unvorhergesehene technische Schwierigkeiten hätten den Bau verzögert. Nun aber konnte Benjamin Nissenbaum den am Bau der Mikwe Beteiligten, vor allem Rabbiner Meir Posen, dem Konstanzer Architekten Walter Finthammer, den Konstanzer Handwerksbetrieben und Gemeindemitgliedern seinen herzlichen Dank aussprechen.

Der Konstanzer Landrat erinnerte in seiner Rede daran, dass Shimon Nissenbaum in den 50er Jahren die Gemeinde Freiburg-Konstanz gründete und 1964 die private Synagoge, die von der Kultusgemeinde genutzt wird, in Konstanz errichten ließ. 1988, so Landrat Frank Hämmerle, sei die von ihm gegründete Israelitische Kultusgemeinde dann als Körperschaft des Öffentlichen Rechts anerkannt worden. Nissenbaum habe seinen Glauben und sein religiöses Engagement an seine Kinder Gideon und Benjamin weitergegeben, die sich erfolgreich für die Belange der Gemeinde und die jüdischen Zuwanderer einsetzten. Mit der Einweihung der Mikwe hätten sie nun ein weiteres Zeichen für gelebte jüdische Religion in Konstanz gesetzt. Hämmerle überbrachte auch die Glückwünsche der Stadt Konstanz und deren Bürgermeister Claus Boldt und schloss mit den Worten: „Ein großer Wunsch von Shimon Nissenbaum war der Bau einer Gemeindesynagoge in Konstanz. Auch Benjamin und Gideon verfolgen unbeirrbar dieses Ziel. Hoffen wir, dass dies gelingen wird!“

Mittwoch, 20. August 2008

Einweihung einer neuen Mikwe in Konstanz

Am Sonntag, dem 24. August, um 12.30 Uhr, weiht die Israelitische Kultusgemeinde Konstanz in der Sigismundstraße 19 mit einem Grußwort von Landrat Frank Hämmerle eine neue Mikwe (Ritualbad) ein.

Zu diesem Anlaß und zur 7. Jahrzeit (Todestag) des Gemeindegründers Shimon Nissenbaum sel.A., dessen zuvor um 11.30 Uhr auf dem jüdischen Friedhof gedacht wird, werden zahlreiche jüdische prominente Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland in Konstanz erwartet.

Seit dem Mittelalter hat es in Konstanz kein jüdisches Ritualbad mehr gegeben. Die Mikwe, errichtet von der Familie Nissenbaum, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Synagoge und wurde nach strengsten religionsgesetzlichen Vorgaben errichtet.

Um diese Vorschriften richtig zu befolgen, konnte Rabbiner Meir Posen, der international als einer der größten Spezialisten für den Bau von jüdischen Tauchbädern gilt, zur Beratung und Beaufsichtigung hinzugezogen werden. Bevor Rabbiner Posen in Konstanz Station machte, plante und beaufsichtigte er den Bau von Mikwaot unter anderem in Johannesburg, Shanghai, Peking, in Australien, Thailand, der Ukraine sowie in Südspanien, England und Paris.

Nach dem jüdischen Religionsgesetz, der Halacha, sind eine Vielzahl von genauen Vorschriften zu beachten, damit eine Mikwe koscher, das heißt rituell tauglich, ist.

Das hebräische Wort „Mikwa“ - das in Deutschland meist benutzte Wort „Mikwe“ ist die jiddische Variante - bedeutet „Ansammlung von Wasser“. Dieses Wasser muss „lebendiges“ Wasser sein, und darunter versteht man Quell-, Grund- oder Regenwasser. Das Untertauchen in der Mikwe nach bestimmten Regeln ist eine spirituelle, geistige Reinigung und nimmt im jüdischen Leben einen hohen Stellenwert ein. So ist das Tauchbad beispielsweise nach der Berührung von Toten, für Frauen am Vorabend vor der Hochzeit, nach dem siebten „reinen Tag“ nach der Menstruation und nach einer besonders festgelegten Zeitspanne nach einer Entbindung vorgeschrieben. Männer nehmen das Tauchbad auch vor Beginn des Schabbat und der Feiertage, ein Toraschreiber vor dem Beginn des Schreibens einer Torarolle. Zudem schliesst die rituelle Reinigung in der Mikwe den schwierigen Prozess eines Übertritts zum Judentum ab.

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