50 Jahre
Synagoge und Israelitische Kultusgemeinde Konstanz:
Europäischer Tag
der jüdischen Kultur am 14. September 2014 mit einem Festvortrag von Prof. Erhard
Roy Wiehn
Europaweit steht der 14. September 2014
im Zeichen der jüdischen Kultur. In 28 Ländern öffnen sich an dem Sonntag wieder
die Tore zu Synagogen und Friedhöfen, Gedenkstätten und Museen. In
Baden-Württemberg laden an 47 Orten
jüdische Gemeinden, Gedenkstätten und Museen mit Veranstaltungen zum
Europäischen Tag der Jüdischen Kultur, so auch die Israelitische Kultusgemeinde
Konstanz in der Sigismundstraße 19 in Zusammenarbeit mit der Stadt Konstanz.
Hier wird an
diesem Tag zudem auch das fünfzigjährige Bestehen der von Sigmund Nissenbaum
gegründeten Synagoge und der Israelitischen Kultusgemeinde gefeiert. Sein Sohn
Benjamin, heute Ehrenvorsitzender der Gemeinde, wird den „Europäischen Tag der
jüdischen Kultur“ um 11 Uhr zusammen mit Anselm Venedey als Vertreter der Stadt
Konstanz eröffnen und lädt die Besucher herzlich zu einem koscheren Büffet ein.
Anlässlich des Gemeindejubiläums steht ein Festvortrag
von Prof. (em.) Dr. Drs. h.c. Erhard Roy Wiehn , M.A. unter dem Titel
„Jüdisches Leben in Konstanz – 50 Jahre Israelitische Kultusgemeinde 1964-2014“
im Mittelpunkt. Wiehn, der die Konstanzer Gemeinde seit ihren Anfängen
kennt, war unter anderem von 1974–2002 Professor im Fachbereich Geschichte und
Soziologie an der Universität Konstanz. In dieser Zeit brachte er auch die
Partnerschaft zwischen den Universitäten Konstanz und Tel Aviv auf den Weg, war
Mitbegründer der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
Bodensee und 1974–1992 ihr Vorsitzender. Er ist Mitglied der Gesellschaft
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Konstanz, der „Stolperstein-Initiative“ und in
Kreuzlingen Co-Präsident der dortigen Jüdischen Gemeinde. International hohes
Ansehen erwarb sich Erhard Roy Wiehn auch mit seiner „Edition Schoáh &
Judaica“, in der zahlreiche Schriften zur Holocaust-Forschung und
Zeitzeugendokumente erscheinen.
Im Anschluss an
den Vortrag bietet die Kultusgemeinde wie auch in den vergangenen Jahren ein
umfangreiches Programm an, das einem interessierten Publikum lebendige
Eindrücke von der Vielfalt des Judentums vermittelt.
Geöffnet sind die Synagoge, die Mikwah (das rituelle Bad)
und die Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek. Rabbiner Nachum Kabalkin und
Gabriel Albilia, Zweiter Vorsitzender der Gemeinde, erläutern die Traditionen
und Bräuche der jüdischen Religion, die Feiertage, was koscher ist, welche
Bedeutung die Torahrollen sowie Symbole in der Synagoge haben, und beantworten vor
allem gerne die Fragen der Besucher. In der Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek
stellt Bibliotheksleiter Thomas Uhrmann den allgemeinen Buchbestand und die rabbinische
Literatur vor. Außerdem steht am Nachmittag
eine Führung über den jüdischen Friedhof auf dem Programm. In der
Synagoge und auf dem Friedhof werden Männer gebeten, eine Kopfbedeckung zu
tragen.
Und nicht zuletzt führt eine Ausstellung
mit Bildern und Dokumenten aus fünf Jahrzehnten das reiche und lebendige Leben
der Konstanzer Kultusgemeinde vor Augen, von dem niemand in den ersten
Jahrzehnten nach dem Ende des Nationalsozialismus glauben konnte, das es jemals
wieder aufblühen könnte.
Am Pessachfest
im Frühjahr des Jahres 1964 wurden in der kleinen, seit 1962 im Bau
befindlichen Synagoge in der Sigismundstrasse 19 die ersten Gottesdienste gefeiert.
So jährt sich nun in diesem Jahr zum 50. Mal das Bestehen des nach dem Kriege
von dem Holocaustüberlebenden Shimon Zygmunt Nissenbaum erbauten Bethauses und der ebenfalls von ihm nach der Schoah neu
gegründeten Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz.
Die Gemeinde
bestand zunächst als Israelitische Kultusgemeinde Freiburg-Konstanz in Fusion
mit der Breisgaustadt und wurde im Jahre 1988 selbstständig.
Nissenbaum
konnte für die kleine Gemeinde namhafte Rabbiner wie Lothar Rothschild, Nathan
Peter Levinson und Chaim Naftalin sowie
den bei vielen Konstanzern unvergessenen Oberkantor und Maler Shmuel Blumberg an den Bodensee
holen. Auch andere Persönlichkeiten wie der
Historiker Dr. Erich Bloch und Else Levi-Mühsam, die beide eine für die
Öffentlichkeit zugängliche Judaica-Bibliothek in der Kultusgemeinde aufbauten,
prägten das jüdische Leben in Konstanz.
Shimon
Nissenbaum, der im August 2001 verstarb, war auch der Erste Vorsitzende der
Kultusgemeinde bis ihm im Jahr 1988 sein Sohn Benjamin nachfolgte. Heute ist
Benjamin Nissenbaum Ehrenvorsitzender. Ende der 1990er Jahre erweiterte die
Familie Nissenbaum aufgrund des Zustromes von Kontingentflüchtlingen aus der
ehemaligen Sowjetunion die einzige Privatsynagoge Deutschlands und errichtete
zudem eine moderne Mikwe - ein jüdisches Ritualbad -, die 2008 eingeweiht
werden konnte.
Thomas
Uhrmann
50 JAHRE
ISRAELITISCHE KULTUSGEMEINDE KONSTANZ 1964 – 2014
PROGRAMMÜBERSICHT
EUROPÄISCHER TAG
DER JÜDISCHEN KULTUR 2014
IN KONSTANZ
14. September
2014 ● Sigismundstraße 19
Veranstalter:
Israelitische Kultusgemeinde Konstanz und Stadt Konstanz
●11.00 Uhr
Eröffnung
(Benjamin Nissenbaum,
Ehrenvorsitzender der IKG und Gabriel Albilia, Gemeindevorsitzender sowie
Anselm Venedey als Vertreter der Stadt Konstanz)
Bewirtung mit
koscheren Spezialitäten
Ausstellung „Die
Israelitische Kultusgemeinde in Konstanz von 1964 – 2014“
anschl.:
●Synagoge
Festvortrag
Prof.
(em.) Dr. Drs. h.c. Erhard Roy Wiehn , M.A.:
„Jüdisches
Leben in Konstanz - 50 Jahre Israelitische Kultusgemeinde Konstanz 1964- 2014“
●Synagoge
13:00 Uhr und 15:30 Uhr
Jüdische Religion und
Tradition
(Rabbiner Nachum Kabalkin und Gabriel
Albilia)
●Mikwah
14:30 Uhr und 16:30 Uhr
Besichtigung des
rituellen Tauchbades
(Gabriel Albilia)
●Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek
(Judaica)
15:00 Uhr und 17:00 Uhr
Erläuterungen zum Bestand und zur
rabbinischen Literatur
(Thomas Uhrmann, Leiter der Bibliothek)
●Israelitischer Friedhof (Wollmatinger
Straße, Hauptfriedhof)
17:00 Uhr
Führung über den
jüdischen Friedhof
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Änderungen
vorbehalten. -
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